China besser verstehen

Interkulturelle Annäherung -
Warum Chinesen anders denken und handeln

Fachliteratur über internationales Management

China besser verstehen

Interkulturelle Annäherung -
Warum Chinesen anders denken und handeln

Leseproben

Einführung
Kapitel 1 - Kennenlernen auf chinesisch
Kapitel 5 - Die Kunst des Schenkens - Geschenktradition in China
Kapitel 6 - Essen und Trinken in der Geschäftswelt

 

Kapitel 5 - Die Kunst des Schenkens - Geschenktradition in China

(Inhalt) Die Geschenktradition und die Kunst des Schenkens  ¦   Sonderanlässe fürs Schenken  ¦   Was kann ein Geschenk vermitteln - sein unausgesprochener Inhalt  ¦   Die Grenze zwischen Geschenken und Bestechung  ¦   Geschenkkultur im Geschäft - ein Muss für die geschäftliche Abwicklung?  ¦   Werden Geschenke von deutschen Besuchern erwartet?  ¦   Was bringt man mit? Worauf sollte man achten?  ¦   Welche Geschenke sind tabu?  ¦   Wo kauft man die Geschenke ein?  ¦   Die Reihenfolge der Geschenküberreichung  ¦   Der passende Zeitpunkt  ¦   Kleines Geschenk mit großer Wirkung  ¦   Weiteres Beachtenswertes...  ¦   Übungen

 

Viele deutsche Geschäftsleute wissen, dass Geschenke bei der Geschäftsanbahnung in China wichtig sind. Also bringen sie bei Chinareisen etwas mit, weil es erwartet wird. Erfahrene machen sich zusätzlich Gedanken darüber, besonders passende Geschenke für bestimmte Personen auszuwählen, um ihre Wertschätzung zu zeigen sowie die Kontakte zu chinesischen Geschäftsfreunden zu intensivieren.

Um sich einen größeren Handlungsspielraum zu verschaffen und zugleich das Schenken zu erleichtern, ist es von Vorteil, den Sinn der Geschenktradition Chinas sowie deren Bedeutung bei geschäftlichen Transaktionen zu verstehen. Kennt man erst einmal die Spielregeln, beherrscht man auch die richtige Technik der Schenkkunst. Dazu müssen wir etwas tiefer in den gesellschaftlichen Alltag Chinas eintauchen und ihre Wurzeln ergründen.

Die Geschenktradition und die Kunst des Schenkens

Geschenke haben in China eine weit zurückreichende Tradition. Im täglichen Leben machen sich Menschen ständig Gedanken darüber, welche Geschenke zu welchem Anlass und für welche Personen erwartet werden. Bekommt man andererseits selber ein Geschenk, muss man sich daran erinnern, zum nächstmöglichen und passenden Zeitpunkt ein Gegengeschenk zu überreichen. Geschickter Umgang mit Geschenken ist in der chinesischen Gesellschaft ein Beweis von Sozialfähigkeit.

Das übergeordnete und zentrale Thema dieser Tradition ist die Pflege von Sozialkontakten. Es wird Wert darauf gelegt, die zwischenmenschlichen Beziehungen im eigenen Lebensumfeld ordnungsgemäß zu pflegen und dementsprechend korrekt zu handeln. Das Mittel zur Beziehungspflege ist die Geschenktradition. Im chinesischen Sozialleben spiegelt der Inhalt des Geschenks und die Häufigkeit des Geschenkaustausches die Beziehungsqualität zwischen Schenkendem und Beschenktem wider. Die Werte der Geschenke sollten, genau genommen, eher nebensächlich sein. Wichtig ist es, den "Geschenkverkehr" richtig, und zwar den Kontakten entsprechend zu regeln.

Geschenke im Alltag können entweder materielle Gegenstände, Gefälligkeiten oder Einladungen sein. Wird man zum Essen in einen Privathaushalt eingeladen, bringt man beispielsweise einen Obstkorb, eine Schachtel Kekse oder Süßigkeiten mit. Wird man zum Essen ins Restaurant eingeladen, revanchiert man sich für die Einladung ebenfalls mit einem Restaurantbesuch. Zu Besuchen Verwandter oder Freunde in anderen Städten sind üblicherweise Spezialitäten aus der eigenen Heimatstadt als Mitbringsel angesagt. Grundsätzlich gelten folgende Regeln: Einer Einladung folgt eine Gegeneinladung, für ein Geschenk revanchiert man sich mit einem Gegengeschenk oder einem Gefallen, sowie für einen Gefallen mit einem Gegengefallen bzw. mit einer Essenseinladung. Normalerweise lassen sich alle drei Möglichkeiten gut miteinander kombinieren oder austauschen.

Von einer Reise oder einem Urlaub bringen Chinesen immer etwas für Andere mit. Am Ende einer Deutschlandreise hatte eine Hongkong-Chinesin den ganzen Koffer voll gepackt mit Geschenken: Strumpfhosen für diverse Freundinnen, ein Bierkrug für den Nachbarn, der ihr bei Bedarf immer geholfen hat und Schokolade für die Kinder aus der nahen und entfernteren Nachbarschaft. Selbstverständlich vergaß sie ihre eigenen Kinder, Nichten, Neffen und Enkelkinder nicht.

Eine 15jährige Jugendliche aus Taiwan verbrachte ihren Sommerurlaub bei der Tante in Deutschland. Ihre Eltern gaben ihr den Tipp, einige kleine Geschenke wie Armbänder, Halsketten und Handyanhänger auf die Reise mitzunehmen. Sollte die junge Frau während der Reise eventuell neue Freundschaften schließen, so könnte sie den neuen Freunden eine Kleinigkeit schenken.

Auf diese Art lernen Kinder in Asien den Umgang mit Menschen. Man zeigt den anderen seine Aufmerksamkeit durch Überreichen kleiner Geschenke, um ihnen ohne Worte zu sagen, dass man ihnen dankt, sie mag, oder sich einfach nur über die Freundschaft oder eine Begegnung freut. In einem Geschenk sind Gruß, Glückwunsch sowie Freundlichkeit verpackt....